Zahnjournal Ausgabe 8 / Juni 2014
Die meisten Menschen wissen, dass im Dentallabor Zahnersatz, z. B. als Krone, Brücke oder Implantat gefertigt wird. Ein wesentlicher Arbeitsbereich ist daneben auch die Fertigung von Zahnschienen. Hier gibt es eine Reihe unterschiedlicher Schienen, die - je nach Diagnose - verschiedene Aufgaben erfüllen - von der Schnarch- und Knirschvermeidung bis zur Möglichkeit, Medikamente auf die Zähne zu bringen.
Schnarchen stört die Nachtruhe. - Das ist jedem bekannt, der schon einmal neben einem nächtlichen "Säger" Ruhe finden sollte. Daneben kann Schnarchen unter Umständen die Gesundheit beeinträchtigen, dann nämlich, wenn Atemaussetzer hinzukommen. In diesem Fall sprechen Mediziner von Schlafapnoe, die sich mit ihren Symptomen wie Bluthochdruck, Kopfschmerzen und Tagesmüdigkeit unterschiedlich stark ausprägt.
Weniger schwere Fälle können mit einer Zahnschiene, auch Unterkieferprotrusionsschiene oder Schnarchtherapiegerät genannt, behandelt werden. Die stabilen, aus transparentem Kunststoff hergestellten Schienen trägt der Betroffene regelmäßig während der Nacht. Sie verlagern den Unterkiefer nach vorn (= Protrusion) und erweitern so die oberen Lungenwege bzw. verringern die Verschlussneigung der Atemwege im Schlaf. Die positive Folge: Schnarchgeräusche und Atemaussetzer werden reduziert oder sogar verhindert.
Nach der eingehenden Diagnose und in Absprache mit dem HNO-Arzt bzw. anderen Fachärzten verordnet der Zahnarzt die Schnarcherschiene, die im Dentallabor individuell für den Patienten angefertigt wird. Auch hier arbeitet der Zahntechniker wieder mit Abdrücken, um einen möglichst hohen Tragekomfort zu erreichen.
Nächtliches Knirschen kann die Zahnsubstanz nachhaltig schädigen. Die Folge sind Abnutzungserscheinungen an den Zähnen oder Rändern von Zahnfüllungen, die nicht mehr intakt sind und an denen sich Karies gebildet hat. Nach der Diagnose durch den Zahnarzt fertigt der Zahntechniker im Dentallabor eine Aufbissschiene an, auch Okklusionsschiene oder Relaxionsschiene genannt. Diese Schiene wird individuell für den Patienten geplant.
Trägt der Patient die Aufbissschiene regelmäßig, wird die schädliche Abnutzung der Zähne meist verhindert. Im Verlauf der Therapie passt der Zahnarzt die Schiene in gewissen Zeitabständen erneut an, damit sie sicher wirkt.
Diagnostiziert der Zahnarzt CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion), hat der Patient in der Regel eine längere Leidenszeit hinter sich. So klagt er über Verspannungen und Gesichts-, Kopf- oder Rückenschmerzen. Die Symptome einer CMD weisen nicht sofort auf eine Ursache im Kiefer hin.
Eine gestörte Stellung von Unter- und Oberkiefer kann sich jedoch negativ auf andere Körperteile wie die Wirbelsäule auswirken, denn der Kiefer beeinflusst sowohl die Kopf- als auch die gesamte Körperhaltung. Je nach Ausgangslage kann auch hier eine eigens für den Patienten angefertigte funktionsdiagnostische Schiene Linderung bringen. Dabei wird die Position des Unterkiefers zum Oberkiefer individuell eingestellt. Damit eine funktionsdiagnostische Schiene wirkt, muss sie dauerhaft und regelmäßig getragen werden. In vielen Fällen raten Zahnärzte zu Zahnersatz, um die wohltuende Kieferposition, die während der CMD-Therapie ermittelt wurde, dauerhaft einzustellen.
Eine Medikamenten-Schiene kommt zum Einsatz, wenn Medikamente, aber auch Mittel zum Bleaching, nahe an die Zähne gebracht werden sollen, ohne das Zahnfleisch dabei zu irritieren. Sie weist Hohlräume auf, welche die jeweiligen Medikamente aufnehmen. Auch diese Schiene wird im Dentallabor individuell nach dem Kieferabdruck des Patienten gefertigt.
Mit der Medikamenten-Schiene lassen sich beispielsweise die Zähne fluoridisieren. Dies dient dazu, den Zahnschmelz zu härten. Auch setzt sie der Zahnarzt bei der systematischen Parodontal- oder Kariesbehandlung ein. In der ästhetischen Zahnmedizin wird die Schiene eingesetzt, um Zähne zu bleichen bzw. aufzuhellen.
Aufbissschiene ist nicht gleich Aufbissschiene! - Die Vielfalt in Ausführung, Zweck und Therapieziel weist schon darauf hin, wie wichtig die genaue Diagnose durch einen erfahrenen Zahnarzt ist. Für den Erfolg einer Schienentherapie ist außerdem von großer Bedeutung, dass die Schiene indiviudell an den Kiefer des Patienten angepasst wird. Diese Präzisionsarbeit erfolgt am besten durch Zahntechniker in einem Dentallabor in Ihrer Nähe.